Das Interview is schon ein bissl älter, aba auch schön :)

 

Der vor rund 30 Jahren in Mannheim geborene Sohn afrikanischer Eltern ist mit den "Söhnen Mannheims" musikalisch sehr erfolgreich. Seine Songs erzählen vom Himmel, von der menschlichen Seele und sind oft eine regelrechte Hymne an Gott. Auf dem Cover der CD "Zion" hat Xavier Naidoo neben seinen Liedtexten noch zahlreiche Verse aus der Bibel, speziell aus den Psalmen festgehalten. Xavier Naidoo nimmt die Bibel sehr genau und auch beim Wort, liest täglich darin und versucht ganz danach zu leben. Dafür nimmt er auch in Kauf, dass ihn seine Freunde nicht immer gleich verstehen.

Xavier auf eurer CD "Zion" da sind neben den Texten auch Bibelverse aus den Psalmen, warum habt ihr die Psalmen mit auf das Album geschrieben?
Einerseits um die Leute neugierig zu machen, andererseits um den Leuten zu zeigen, auch das steht in der Bibel, auch das ist Teil dessen was man tun kann, wo man Kraft draus schöpfen kann und auch einen bestimmten Ansporn findet, für das, was man tut. Zumindest geht es mir so, und ich habe den Jungs, die in der Band sind auch die ganzen Sprüche vorher gezeigt und die waren alle einverstanden damit.

Wäre es mal eine Möglichkeit aus einem Psalm ein Lied zu machen?
Das habe ich schon öfter versucht, aber da gibt es noch nichts, was ich veröffentlicht habe. Ich glaube das viele meiner Lieder doch einiges davon widerspiegeln. Auch einiges davon widerspiegeln, dass man Höhen gehabt hat und dann wieder Tiefen. Sich verloren gefühlt hat und gedacht hat, es ist alles vorbei, Gott hat mich zurecht verlassen, weil ich zuviel Mist gebaut habe. Dann hilft es, zu wissen, dass einer wie David aus dem Alten Testament, der so viel durchgemacht hat immer auf die Güte Gottes zurückgegriffen hat, und sie auch immer wieder erfahren hat.

Wenn man in seiner Jugend so stark in das Gemeindeleben eingebunden wird wie du, will man später eigentlich nichts mehr davon wissen. Bei dir ist das anders?
Das bestreite ich. Ich habe die größten Probleme mit der katholischen Kirche, überhaupt mit den meisten Kirchen, weil ich in der Kirche nichts anderes gesehen habe, als Jesus am Kreuz hängen und einen Pfarrer der davor steht und das zelebriert. Das stelle ich mittlerweile in Frage. Eigentlich habe ich so nichts weiter mitbekommen als eine Gottesfurcht, für die ich jedoch dankbar bin. Silvester 92/93 habe ich dann das erste Mal in der Bibel gelesen und bin aus allen Wolken gefallen. Ich habe einfach nur gedacht, was haben die mir denn alles erzählt. Warum weiß ich davon nichts, warum weiß ich davon nichts? Bei den ganzen Heiligenbilder und alles, was in der katholischen Kirche ist, der Papst und die verschiedenen Positionen und sogar bei Jesus fehlt mir die Rolle, die Gott eigentlich hat. Jesus ist für mich zwar das Tor zu Gott, aber ich könnte die nie vor Gott stellen und das ist bei vielen Kirchen die nur von Jesus sprechen.

Wie stellst du dir Gott vor?
Ich muß darauf zurückgehen, was David sagt, dass er auf den Moment wartet, Gott ins Angesicht zu sehen als lebender Mensch. Und dass er auch sagt, dass die Toten ihm nichts nützen, weil sie Gott nicht preisen können. Das macht für mich die Gelegenheit greifbar, dass ich auch irgendwann mal Gott als lebender Mensch ins Auge blicken kann. Ich habe eine große Hoffnung, dass Gott ein lebendiger Mensch ist, wenn ich nach seinem Abbild geschaffen worden bin. Nun will ich wie die katholische Kirche sagt nicht darauf warten, sterben zu müssen, von allein schon gar nicht, sondern einfach durch meinen Glauben sagen können, ich hoffe, dass Gott sich an sein Versprechen erinnert, dann gehe ich von einem lebendigen Gott aus.


Aus 2001

Xavier, auf Ihrer Platte «Zion» preisen Sie die Stadt, aus der Sie stammen. Was hat Mannheim mit Zion zu tun?
Xavier Naidoo: Wir wissen alle, dass das alte Jerusalem untergeht. Das wird in der Bibel von mehreren Propheten beschrieben, und im Neuen Testament ist von einem neuen Jerusalem die Rede. Es gibt Rapper, die behaupten, das wäre New Jersey. Aber wir haben in Mannheim dieselbe Geographie, wie Jerusalem sie auch besitzt. Unser Königsstuhl ist der heilige Berg. Das Automobil ist hier erfunden worden. Mannheim hat die Welt geprägt, wie wir sie heute kennen.

Das Auto als christliches Symbol, das klingt bizarr.
Naidoo: In der Bibel steht: Es gibt eine Zeit für alles. Zeit zum Leben, Zeit zum Sterben, Zeit zum Autofahren. Wieviel Stunden habe ich im Auto verbracht und Lieder erfunden, die meinen Gott preisen. Ich bin über Berge gefahren, und in der Bibel steht: Die Berge werden sich senken. Bei Ezechiel gibt es seitenweise Beschreibungen, die nur vom Autofahren handeln könnten.

Bekanntlich hinterlassen Autos Dreck, der Gottes Schöpfung zu zerstören droht.
Naidoo: Unser Benzin besteht doch aus toten Dinosauriern, die irgendwann am Meeresboden zu Öl wurden.

Erdöl besteht vor allem aus pflanzlichen Ablagerungen.
Naidoo: Nein, das ist Kohle. Im Erdöl sind Fossilien, Lebewesen. In der Bibel steht: Es gab Lebewesen, die den Tod erfahren haben. Wir verbrauchen also Materialien, die sowieso giftig sind. Wir verbrennen mit dem Auto unsere Gifte, und die steigen durch das Ozonloch aus unserer Atmosphäre. Wenn die Gifte weg sind, können wir uns der Nutzung von Sonne, Wind und Wasser zuwenden.

Ihre Stadt Mannheim hat einige Milliarden Mark Schulden. Ziehen Ihr beachtlicher Lokalstolz und Ihre Erfolge als Sänger auch finanzielle Opfer nach sich?
Naidoo: Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, etwas zu verändern. Du brauchst einen Sack voll Geld, damit keine Obdachlosen mehr erfrieren, oder um dafür zu sorgen, dass nicht nur wenige Kinder mit Klamotten für tausend Mark in die Schule gehen dürfen.

Markenkleidung für alle? Das ist ein dringendes Problem?
Naidoo: Diese Gesellschaft baut darauf auf, dass es manchen nicht so gut geht wie anderen. Wir wollen helfen, dass alle in der Stadt an einem Strang ziehen. Also haben wir einen Verein gegründet, der sich um Behinderte kümmert, um Jugendliche in der Strafvollzugsanstalt Adelsheim, um Straßenkinder.

Offenbar ist Deutschland nicht das gelobte Land, für das Sie es halten.
Naidoo: Deutschland hat nun einmal eine krasse Vergangenheit. Aber während in Amerika jeder in sein Ghetto geht, leben wir hier seit Generationen zusammen. Schau dir Mannheim an: Hier sind alle Kulturen friedlich versammelt. Das bringt uns dazu, alle Probleme zuerst vor der eigenen Haustür zu klären.

Fühlen Sie sich von Gott erwählt?
Naidoo: Erwählt vielleicht nicht, aber mir ist bewusst geworden, was wir erreichen können. Seit wir das Thema Gott in den Mittelpunkt gerückt haben, ist uns alles mehr oder weniger zugeflogen.

Die institutionelle Kirche beklagt die Abkehr der Jugend. Ihnen wendet sich die Jugend massenhaft zu.
Naidoo: Ich glaube, es geht in erster Linie um die Musik. Sie ist der Schlüssel zu jedem Menschen, zu seiner Seele. Wir vermitteln ein Bild: Oben auf der Bühne lieben sich 17 Menschen. Und viele Leute merken, dass sie die Kirche seit 2000 Jahren an der Nase herumführt. Deshalb sagen wir auch ganz offen, dass wir mit «Religion» nichts zu tun haben. Religion ist der Machtgewinn aus Gott.

Sie gehen nicht mehr in die Kirche?
Naidoo: Nein. Ich meide sie nicht, ich bin noch Mitglied der römisch-katholischen Kirche. Aber ich laste ihr an, was sie in der Geschichte Schlimmes getan hat. Es wird ja auch immer schwerer für die Kirche, den Pomp des Papstes zu verteidigen.

Sie sind selbst auf Bewährung wegen Marihuanakonsums und Fahrens ohne Führerschein verurteilt.
Naidoo: Ich darf zwei Jahre lang nichts mehr rauchen und kein Auto mehr fahren, sonst gehe ich in den Knast. Das Rauchen hatte eine Größe angenommen in meinem Leben, die es nicht hätte haben dürfen. Liebe dich selbst wie deinen nächsten - alles andere ist unwichtig und lenkt nur ab von Gott.

Sehen Sie sich in unserer säkularisierten Welt als Rebell? Moral und Verantwortung sind Werte, die Menschen Ihres Alters keiner mehr zugetraut hätte.
Naidoo: Was eine Frechheit ist. Ich erwarte von unserer Generation viel mehr als von allen vorangegangenen. Wir haben den Überblick, wir können ins Internet gehen. Du durchschaust es und denkst: Boah! Und versuchst, etwas Besseres zu machen. Es müssen nur einige wenige sein, die es besser machen, um die anderen zu bekehren. Wie in einem Bienenstock.

Sie glauben, dass sich auf diese Weise eine ganze Generation verändert?
Naidoo: Ja. Wie oft sitzen wir hier zusammen und diskutieren. Zum Beispiel den Weggang eines unserer Mitglieder, für den wir nicht genug zu Gott und Jesus gestanden haben. Er hat uns gefragt, warum wir Sex vor der Ehe haben. Das hat uns wochenlang beschäftigt. Oder wie wir in einem Laden auftreten können, wo satanische Sprüche an die Wände gekritzelt sind. Doch für uns ist klar, dass wir genau dort auftreten müssen, wo von Gott niemand spricht. Erfolg ist für uns, wenn die Leute in der Bibel nachschlagen, wovon wir singen.



Xavier Naidoo

Xavier Naidoo 

Xavier Naidoo und Hanno Gerwin

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