..... was zum schmunzeln:

Was tust Du, damit Deine Beziehung hält?

Xavier: Nicht aus der Haut fahren wegen jeder Scheiße. Es wird oft von der Männerwelt nicht verstanden, was da alles von Frauen an einen herangetragen wird. Dinge, die die meisten Männer immer wieder zur Weißglut bringen. Mir fällt gerade kein Beispiel ein.

Das wäre aber interessant.

Xavier: Alltagsthemen halt. Das Licht funktioniert nicht, Überweisungen - das sind so Dinge, da könnte ich durchdrehen. Wenn ich gerade für ein Auto Interesse bekundet habe, dann sollte man mich die nächste Viertelstunde lang besser nicht mit irgendwelchen Überweisungen für irgendwelche Sachen nerven. Von weit her geholte Sachen wichtig machen, das können Frauen gut.

Die Sachen mögen Dir von weit hergeholt erscheinen.

Xavier: Logo. Und dann würde ich schon gerne mal aus der Haut fahren.

Wenn Du zum Beispiel eine Glühbirne wechseln sollst?

Xavier: Nee, eine Glühbirne nicht, da haben wir schon einen Weg gefunden.

Ihr habt einen Weg gefunden, die Glühbirnen nicht zu wechseln?

Xavier: Also, dann wird die halt ein paar Tage später gewechselt oder das wird ignoriert.

Du ignorierst kaputte Glühbirnen?

Xavier: Klar. Wir haben so viele Glühbirnen im Haus. Ich bin jetzt eh kein pingeliger Typ. Wenn zum Beispiel Licht angeblieben ist über den Tag, das macht mir nichts aus. Dann kommt meine Freundin abends und sagt: ,,Du, das Licht war den ganzen Tag an." Daß sie das überhaupt erwähnt! Das ist mir völlig unverständlich! Das ist doch scheißegal! Das kostet 11 Pfennig.

Und wenn wochenlang die Lampe im Bad nicht funktioniert?

Xavier: Wir haben mehrere Glühbirnen im Bad.

Es ist immer hell genug?

Xavier: Es ist eigentlich immer hell genug. Es geht ihr dann doch eigentlich nur darum, daß in unserem Haus keine Glühbirnen kaputt sein dürfen. Oder in den Häusern von Frauen.

Wenn die Glühbirnen an entscheidenden Stellen sind...

Xavier: Dann hast Du nicht genug Glühbirnen. Dann mußt Du an strategischen Stellen noch mehr wichtige Punkte ausleuchten. Hast Du überhaupt jemanden, der sie wechselt?

Ich kann das schon alleine.

Xavier: Ja, klar, aber irgend jemand muß die Glühbirne ja auch holen.

Das ist ja noch einfacher, als sie zu wechseln. Man geht in den Supermarkt...

Xavier: Ich bin nicht derjenige, der sie holt.

Nein?

Xavier: Das ist immer so ein Spießrutenlaufen. Aber ich kann mir die Glühbirnen doch einfach bringen lassen.

Glaubensfragen an Xavier:

Wie sieht der himmel aus?
x:mein auto aus der garage holen, eine gute cd in den player legen und stundenlang cruisen
Ist der papst ein guter mensch?
x:wahrscheinlich. wer bin ich um das zu richten? aber der für den ihn alle halten - der heilige vater: das ist er für mich nicht. ich akzeptiere keinen menschen als stellvertreter gottes!
existieren aliens?
X:ich hätte kein problem damit. aber ich finde es wenig interessant. es gibt auf dieser welt genug zu entdecken.

ist es langweilig immer gut zu sein?
x:es ist unmöglich immer gut zu sein. aber man solllte es versuchen.
würde jesus leben, was wäre er jetzt für ein mensch?
x:wahrscheinlich würde er als kiffer in hollland leben und eine kleine revolution vorbereiten.

sollen priester heiraten?
x:klar. es ist falsch, dass man über jahrhunderte menschen gezüchtet hat die ihre sexualität im verborgenen ausleben müssen. wenn man freiwillig ohne sex lebt um gott zu dienen finde ich das bewundernswert. ich tue es selbst phasenweise, aber als zwang----nein!
besitzen sie übersinnlich fähigkeiten?
x:ich glaube wir alle können dinge tun, die wir uns nicht träumen lassen. bevor wir die wissenschaft ins extrem treiben, sollten wir gucken was wir aus eingener kraft erreichen können.

was ist der sinn des lebens?
x:in dieser welt bestehen zu können und gott zu preisen
jesus, buddha und mohammed sitzen an einem tisch und diskutieren- wer gewinnt?
x:gute idee. die jungs sollten eine sportliche veranstaltung draus machen. dann könnten sich die zuschauer für ihren gott entscheiden.

Netzeitung: Das neue Album heißt zwar «Noiz» [Krach], aber die meisten Songs sind nicht eben ausgelassen...

Xavier Naidoo: An sich sind wir recht gutgelaunte junge oder ältere Herren. Aber es ist nun mal so, dass auf dieser Welt und in diesem Land vieles passiert, was uns dazu veranlasst, traurige Lieder zu singen.

Netzeitung: «Wir müssen was bewegen, sonst bewegt sich nichts», singen Sie in dem Song «Dein Leben». Was muss sich denn bewegen?

Naidoo: Wir. Wir als einzelne, wir als Volk. Das einzige, worauf wir uns als Gesellschaft noch einigen können, ist diese Muffelstimmung. Nach dem Motto «Deutschland geht den Bach runter, aber ist mir auch egal.»

Netzeitung: Und was sollen wir tun?

Naidoo: Unser Leben in die Hand nehmen. Auf die Politiker zu warten oder überhaupt etwas von Politikern zu erwarten, macht keinen Sinn. Aber das kann man ihnen auch nicht vorwerfen, die sind selbst auf der Suche.

Netzeitung: Warum?

Naidoo: Weil es uns zu gut geht. Die Nachkriegsgeneration wusste noch klipp und klar, was sie jetzt machen muss, nämlich das Land aufbauen. Heute geht es uns blendend, aber alle denken, es ginge ihnen scheiße. Und es wird ihnen demnächst noch viel, viel schlechter gehen. Vieles ist hier komplett aus der Perspektive geraten. Ich fürchte, wir sind insgesamt viel zu unbescheiden.

Netzeitung: Wie kann man das ändern?

Naidoo: In Deutschland fehlt es völlig an einem «Wir-Gefühl», an der Überzeugung, dass man es gemeinsam schafft. Warum nehmen wir nicht die Herausforderung der Globalisierung an, werden total fleißig und total billig, machen den Kapitalismus halt voll mit und gucken dann nach ein paar Jahren, ob uns das weiter bringt oder schadet? Scheinbar fehlt es an der Intelligenz, einen gemeinsamen Weg einschlagen zu können.

Netzeitung: Wie soll der aussehen?

Naidoo: Ich bin jetzt auch nicht so der Visionär. Aber als Musiker, der sein ganzes Leben lang auf eigene Verantwortung gearbeitet und Dinge aufgebaut hat, lebe ich immer schon anders als der Rest. Ein soziales Nest habe ich nie gehabt, aber ich habe es auch nie gewollt. Viele Sicherheiten, Rente und so, die für uns total normal scheinen, sind es eben gar nicht. Die werden uns nun genommen, und damit müssen wir klarkommen. Je schneller wir das akzeptieren, desto besser für alle.

Netzeitung: Als Musiker haben Sie alles erreicht. Was ist für Sie Luxus?

Naidoo: Meine Gedanken der Öffentlichkeit mitteilen zu können. Dass die Leute mir zuhören. Und in der Lage zu sein, mit Musik meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Es gibt so viele Kulturen auf der Welt, wo das überhaupt nicht vorstellbar wäre, dass jemand vom Musikmachen lebt. Auch bei uns hätten viele Künstler sehr viel mehr Aufmerksamkeit verdient, als sie bekommen.

Netzeitung: Stimmt es, dass Sie 90 Autos besitzen?

Naidoo: Es waren sogar mal 98.

Netzeitung: Oh.

Naidoo: Ja, aber die waren nicht alle zum Fahren. Ich wollte eine Autovermietung aufmachen. Für Leute, die nicht mit Kreditkarte bezahlen wollen oder können. Ohne Kreditkarte kannst du in diesem Land kein Auto leihen, was ich immer extrem nervig fand. Also kaufte ich mir einen Haufen Autos zusammen, habe die wieder flott gemacht und wollte loslegen.

Netzeitung: Aber?

Naidoo: Es stellte sich heraus, dass in Deutschland so etwas nicht geht. Kein Versicherer wollte das Risiko übernehmen. Das hatte ich nicht bedacht.

Netzeitung: Hm.

Naidoo: Ist typisch für mich. Erst mal machen und dann mal gucken. Ich hatte geglaubt, die rechtlichen Angelegenheiten würden sich schon irgendwie regeln lassen. Die ganze Aktion war ein riesiges Geldgrab.

Netzeitung: Was haben Sie mit den Autos gemacht?

Naidoo: Die meisten habe ich verschenkt. Ich bin kein verschwenderischer Mensch. Das ist meine Form von Dekadenz. Ist ja auch eine schöne Sache, seinen Freunden zu sagen «Du, mach dir keinen Kopf, ich hab' ein Auto für dich». Menschen was Gutes tun, ohne groß darüber nachzudenken, ist auch eine Freiheit, die ich genieße.

Netzeitung: Aber selbst besitzen Sie inzwischen Kreditkarten?

Naidoo: Nein. Ich habe mir schon als Jugendlicher geschworen, dass ich mir sowas nicht anschaffen werde. Eine Kreditkarte kommt mir nicht ins Haus.

Netzeitung: Was ist daran so schlimm?

Naidoo: Ich gebe kein Geld aus, das ich nicht in der Tasche habe.

Netzeitung: Und wenn Sie in ein Hotel einchecken?

Naidoo: Lautet das Zauberwort: Bargeld.

Netzeitung: Hat Sie das viele Geld nicht verändert?

Naidoo: Ich hoffe nicht. Auch, als ich noch wenig Geld hatte, habe ich immer schon gerne abgegeben. Ich bin keiner, der seine Kohle hortet. Oder der immer mehr, mehr, mehr und alles für sich haben will.

Netzeitung: Zahlen Sie gerne Steuern in Deutschland?

Naidoo: Ich finde dieses Theater, das manche Gutverdiener veranstalten, um keine Steuern in Deutschland zahlen zu müssen, schlichtweg obszön. Ich verdiene hier mein Geld, also gebe ich dem Staat, was er haben will. Ob das dann sinnvoll ausgegeben wird, ist eine andere Frage. Statt einen Verein zu gründen, hätten wir auch eine Stiftung ins Leben rufen können. Haben uns alle geraten. Aber ich habe mich geweigert, ich hätte das als unehrlich empfunden.

Netzeitung: Sie sind seit zehn Jahren mit Ihrer Freundin zusammen...

Naidoo: ... elf sogar schon.

Netzeitung: Wie sieht es denn mit Heiraten aus?

Naidoo: Ganz schlecht. Ich werde nicht heiraten.

Netzeitung: Gar nicht?

Naidoo: Nein.

Netzeitung: Niemals?

Naidoo: Nein.

Netzeitung: Warum nicht?

Naidoo: Ich glaube, wenn wir geheiratet hätten oder verheiratet wären, dann weiß ich nicht, ob wir überhaupt noch zusammen wären. Ich bin da sehr vorsichtig. Ich habe auf zu vielen Hochzeiten gesungen, die nach einem oder zwei Jahren am Ende waren.

Netzeitung: Aber ist doch eigentlich ganz romantisch, so eine Hochzeit, oder?

Naidoo: Ach, ich weiß nicht. Nein, ich brauche das nicht als Ritual.

Netzeitung: Und wie vereinbaren Sie diese Einstellung mit Ihrem christlichen Glauben?

Naidoo: Das fragen mich meine Freunde auch immer. Viele, speziell aus der christlichen Ecke, verstehen das tatsächlich nicht. Aber ich will vor Gott kein Versprechen abgeben, von dem ich mir nicht hundertprozentig sicher bin, ob ich es immer werde einhalten können. Ich fühle mich einfach nicht gut mit einer Heirat. Ich habe den Drang nie gehabt und finde es auch nicht wichtig.

Netzeitung: Sind Sie sich da mit Ihrer Freundin einig?

Naidoo: Weiß ich gar nicht.

Netzeitung: Wie?

Naidoo: Naja, sie weiß halt, dass das für mich nicht in Frage kommt. Von daher brauchen wir uns gar nicht drüber zu unterhalten. Sie wusste schon, als wir uns kennengelernt haben, dass eine Hochzeit für mich kein Thema ist. Das ist seit zehn Jahren geklärt.

Netzeitung: Also ist es für sie kein Problem?

Naidoo: Ich glaube es nicht.

Netzeitung: Wie sieht es mit Kindern aus?

Naidoo: Grundsätzlich gut. Aber meine Eltern waren bereits recht alt, als ich zur Welt kam. Mein Vater war so alt wie manche Opas. Von daher besteht keine Eile. Wenn sie kommen, dann sind sie herzlich willkommen. Aber das läuft uns nicht weg.


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